Der Geist des neuen Bauens wurde in Chemnitz wohl von keinem anderen so vehement gefordert wie vom Architekten Max W. Feistel. 1928 baut er sein eigenes Wohnhaus als Experiment für eine neuartige Konstruktionsweise. Das Haus besteht aus einem auf der Innen- und Außenseite mit Platten belegten Stahlskelett. Die einzelnen Teile seines Haussystems sind für eine industrielle Vorfertigung prädestiniert. Feistels elegantes Wohnhaus ist in jeder Hinsicht modern: Um die Fenster zu öffnen, werden sie mit einer Kurbel ähnlich wie ein Autofenster in der Außenwand versenkt. Das Gebäude übersteht den Krieg relativ unbeschadet. Es geht nach dem Krieg in das Eigentum der Stadt über, findet aber noch vor der Wende private Käufer, die es mit Liebe, Einsatz und Begeisterung sanieren. Lange Zeit war die Fassade weiß verputzt – in Kürze soll sie wieder in der ursprünglichen Optik mit einzeln verschraubten Platten erstrahlen.